Kunst am Rad

Ähnlich wie die Kunst am Bau, werden die meisten Passanten, die Augen auf ihr Smartphone fixiert, Kunst am Rad wohl kaum wahrnehmen, höchstens Kunst auf dem Rad, wenn sie auf dem Trottoir von einem Velofahrer umzirkelt werden.

Unter Kunst am Bau seien hier nicht die vielenorts doch sehr originell gestalteten Innenräume von Kreisverkehrsplätzen verstanden. Auch nicht die mittlerweile zum Glück wieder verdufteten Plastik-Bernardiner. Die Frage, was denn Kunst ist, kann nie beantwortet werden. Trotzdem sei eine Definition gewagt. Kunst am Bau sind Merkmale der Gestaltung, die vom Alltäglichen abweichen, Blicke auf sich ziehen, ein zweites Hinschauen herausfordern, zum Staunen bringen. Das können die spiegelnde Fassade am Bernischen Historischen Museum in Bern sein, die «Kleine Brunnenfigur» mit der Treppe an der Postgasse oder die riesige Bahnhofsuhr beim Bahnhof Wankdorf, ergänzt mit den farblich abgestuften Fensterblenden am SBB Hauptsitz.

Diese Definition lässt sich nun leicht auf das Velo übertragen. So wie ein Brief nicht nur gut geschrieben, sondern auch schön dargestellt werden kann, gibt es auch Hersteller von Velos oder Zubehör, die ihre Produkte funktional und gleichzeitig optisch reizvoll gestalten. So streiche ich auch heute noch ab und zu mit den Fingern über die elegant geschwungenen Muffen, welche die Stahlrohre meines ersten richtigen Rennvelos zusammenhalten. Ganz besondere Beachtung schenke ich dem Kopf des Falken am Steuerrohr, wenn ich mein Lieblingsvelo putze.

An der Eurobike waren neben den unzähligen, unauffälligen Allerweltsprodukten und teilweise richtig hässlichen Geräten immer wieder besonders sorgfältige gestaltete Kunststücke zu sehen. Eines sei heute herausgehoben, das Laufrad von DT, so schön eingespeicht, man könnte es glattweg im «Haus Konstruktiv» in Zürich aufhängen.

Damit verbunden ist eine Bitte, die Sie auch als Aufruf zum Mitmachen verstehen können. Senden Sie uns Bilder von besonders schön geformten, verbauten oder sonst wie behandelten Bestandteilen von Velos. Mindestens eine virtuelle Ausstellung könnten wir damit alleweil realisieren.

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