Tatsächlich. Da steht die Chefin höchstselbst am Messestand, bereit, die Produkte ihrer Firma zu erklären und bei Bedarf auch mit ihrer Kundschaft ein Hühnchen zu rupfen.
Das goldene Speedhub Fahrradgetriebe auf dem blauen Velourstoff in der Glasvitrine tut seinen Dienst als Augenfänger perfekt. Die x-te Ausführung des kleinen Wunderwerks zieht mich so magisch an wie eine Modelleisenbahn in der Weihnachtszeit. Und kaum ist das – leider unscharfe – Bild im Kasten, steht schon ein Rohloff-Mitarbeiter neben mir und erklärt mir, was es mit diesem Teil auf sich habe. Auf ihn jedenfalls trifft das Motto der Firma zu: «Wir präsentieren gute Lösungen, die uns selbst begeistern.»
Und die bekannteste dieser Lösungen ist eben die geniale 14-Gang-Schaltung für Velos. Deren Vorzüge bestehen darin, einen schön gleichmässig hinauf- und hinunterschalten zu lassen, dies auch im Stand und ohne Angst, sich zu verhaspeln oder nach einer ungeschickten Manipulation die Kette wieder einlegen zu müssen. Diesen Job macht die Schaltung klaglos und wartungsfrei jahraus jahrein, und dies so lange, dass Sie bei der Vorbereitung der Weltreise das Thema Schaltung als «OK» abhaken und sich anderen Ausrüstungsfragen widmen können. 340 000 Kilometer hat die rote Speedhub in der anderen Glasvitrine auf den Ritzeln. Nicht übel.
Vielleicht lief 1986 gerade «Rock Me Baby» von Johnny Nash am Radio, als Barbara und Bernhard Rohloff in einem Hinterhof in Kassel ihre GmbH gründeten und das erste Patent für die S-L-T 99 Kette anmeldeten, mit der Greg Lemond vier Jahre später die Tour de France gewann. Zehn Jahre später und weiteren Entwicklungen wurde die Speedhub 500/14 vorgestellt, womit die Post dann wohl so richtig abging (vgl. rohloff.de). Und jetzt steht Barbara Rohloff am Ausstellungsstand, als hätte jemand nach hinten in den Bürokontor gerufen: «Chefin, da ist dieser Fahrradhändler aus Zollikofen.» Und mit der für unsere nördlichen Nachbarn so typischen Ernsthaftigkeit inklusive eines minimalen Schusses Humor gibt sie dann den Tarif durch, wie die Bestellungen aufzugeben seien. Wenn das nicht Qualität verspricht.